Rot ist die Liebe, rot ist das Blut, rot ist der Teufel in seiner Wut (Sprichwort)
Es gibt unzählige Rot-Töne und -Facetten, die alle in Teilen unterschiedliche Aspekte und Wirkungen haben. Eines jedoch ist allen Rot-Tönen gemein: Die Farbe ROT ist die wahrscheinlich älteste Farbe überhaupt, die der Mensch wahrnehmen konnte. Sie gilt als archetypische Urfarbe der Menschheit!
ROT wurde seit jeher mit Blut, aber auch mit Feuer assoziiert.
So wurden zum Beispiel Neugeborene in Tierblut gebadet, in der Annahme, Stärke und animalische Kräfte würden sich auf sie übertragen. Aber auch die Knochen Verstorbener wurden mit Blut eingefärbt, um die Totengeister zu beschwören. Der rote Lehm, mit dem sich Krieger einrieben - als Ersatzstoff für Blut - sollte Kampfesmut und Tapferkeit in Verbindung mit dem nötigen Touch an Aggressivität verleihen, wenn sie in den Kampf zogen. Ebenso wurden bedeutende Plätze ROT markiert, um sie vor negativen Einflüssen zu schützen.
Feuer wiederum gab Wärme ab, konnte aber auch bedrohlich sein, wenn es außer Kontrolle geriet. ROT ist eine warme Farbe und versinnbildlicht das Element Feuer.
In der archetypischen Symbolik ist ROT eine extrovertierte Farbe, denn ROT zieht stets Aufmerksamkeit auf sich. Deshalb wurde und wird sie auch oft als Signalfarbe verwendet, heutzutage z.B. bei Verkehrsschildern. Und wer heute ROT trägt sagt unbewusst: Hier bin ich! Ist selbstbewusst und wirkt dominant, fordernd und eher sexy, als in einer anderen Farbe. Früher war es ein Symbol von Macht und durfte ausschließlich von Herrschern und dem Adel getragen werden.
Das hing damit zusammen, dass das blaustichige, ins Violett gehende Purpur, das im römischen Reich ausschließlich Caesar vorbehalten war und im Mittelalter der christlichen Kirche, die teuerste Farbe seiner Zeit war und sich nur wohlhabende Menschen leisten konnten. Etwa 9000 - 10.000 Meeresschnecken mussten ihr Leben lassen, um aus deren Drüsensekret in einem höchst aufwändigen Verfahren ein Gramm violett-rotes Purpurrot zu gewinnen. Auch das tief purpurrote Karminrot wurde aus Tieren gewonnen, und zwar aus den Weibchen verschiedener Arten der Kermesschildlaus, die ursprünglich aus Mexiko kam. Das leuchtende Krapprot wiederum wurde auf ebenfalls sehr aufwändige Weise aus den Wurzeln der Färberröte gewonnen.
Erst um 1850 war man in der Lage, ROT auch künstlich herzustellen. In der christlichen Kirche findet man es noch heute in der Kleidung von Bischöfen. Aber auch der Papst trägt rote Schuhe und einen roten Umhang, allerdings in dem helleren Zinnoberrot, das in diesem Fall wohl sinnbildlich für "Weisheit" stehen soll.
ROT wurde nicht nur als (Über-)Träger von Lebensenergie empfunden, sondern ist auch seit jeher ein Symbol für Liebe, und zwar der aktiven, leidenschaftlichen bzw. erotischen Liebe, die "wie Feuer brennt". Nicht umsonst sprechen wir z.B. heute noch vom sog. "Rotlichtmilieu". Im Gegensatz zu einem schwachen, ins Rosa gehende ROT, das eher die tiefe, auch platonische Liebe der Verbundenheit ausdrückt. Unter der jüdisch/christlichen Kirche wurde ROT zur "fleischlichen Sünde" verdammt und im Mittelalter war ROT die Farbe der Hexen! Wenn eine Frau rote Haare hatte, war ihr der Scheiterhaufen praktisch bereits sicher.
Diese Farbe ist Hitze pur! Oder warum wird uns sonst so warm, wenn wir leidenschaftlich lieben, blind vor Wut, oder auch nur verlegen sind? Der Adrenalinspiegel, d.h. Blutdruck, Körper-temperatur, Puls und Atemfrequenz steigen schlagartig an und unsere so gut durchblutete Haut wird rot (Kopf, Genitalien, etc). Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes "heiß".
Uns wird sogar warm, wenn wir die Farbe ROT nur sehen! Daher z.B. auch der idiomatische Ausdruck "Jemand sieht rot", als Ausdruck für blinde Wut.
Warum ist das so? Nun, die Wellenlängen des für uns sichtbaren ROT liegen direkt neben dem für Menschen nicht wahrnehmbaren, warmen Infrarot. Experimente zeigten, dass Menschen auf rotes Licht, respektive auf die Farbe ROT mit schnellerem Herzschlag und erhöhter Atemfrequenz reagieren. Dadurch wird mehr Sauerstoff im Körper verteilt und die Durchblutung wird erhöht. Das könnte zwar bei Menschen mit ohnehin schon hohem Blutdruck gefährlich werden, allgemein gesprochen steht eine gute Durchblutung jedoch für Energie und Lebendigkeit.
Ohne Witz sollten deshalb Frauen, die ja bekanntermaßen ständig an kalten Füßen leiden, rote Socken tragen! Man sagt sogar, allein die Vorstellung, man trüge rote Socken - hat man gerade keine zur Hand - würde bereits helfen. Ausprobiert habe ich das persönlich noch nicht. Auch werden rot gestrichene Räume einige Grad wärmer empfunden als neutral gestrichene, weil (messbar!) Blutdruck, Körpertemperatur, Puls und Atemfrequenz steigen.
Auf unser Unterbewusstsein wirkt ROT nicht nur anziehend, sondern auch stimulierend und vitalisierend. Lethargie, Lustlosigkeit und Müdigkeit haben bei dieser Farbe keine Chance. Sie gibt uns Kraft und Lebensmut. Übrigens hebt "Rot am Morgen" die Stimmung ungemein! Dies sei allen Morgenmuffeln gesagt und all jenen, die einfach viel zu früh aufstehen müssen...
Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie nun zum Malerpinsel greifen und alle Wände in Rot streichen müssen! Denn Achtung, zuviel ROT stresst uns, wirkt beunruhigend, einengend und macht uns eher aggressiv und reizbar.
Lieber lediglich vereinzelte rote Farbtupfer setzen, die Energien und Fantasien freisetzen, den Stoffwechsel ankurbeln und unser Blut in Wallung bringen.
Mehr über die Farbe ROT, ihre Wirkung auf uns und Einsatzmöglichkeiten finden Sie in meinem nächsten Artikel., s.u.
09/2017
Es ist kein Zufall, dass wir uns mit manchen Farben wohler fühlen als mit anderen. Abhängig von unserer Lebenssituation können sich unsere persönlichen Farbpräferenzen im Laufe des Lebens ändern. ROT ist zum Beispiel oft die Lieblingsfarbe von Kindern und manchmal bleibt sie uns als solche erhalten, oder wir greifen zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurück. Träumen wir von ROT, weist dies auf allgemein intensive Gefühle hin, kann Willenskraft, aber auch Vitalität, Sexualität und Leidenschaft symbolisieren.
In jedem Falle haben Farben eine enorme Wirkung auf uns und unsere Psyche, können unsere Stimmung, ja sogar unsere Körperfunktionen beeinflussen. So erhöht ROT angeblich unseren Stoffwechsel um mehr als 10 %, wirkt motivierend und - wie das Feuer - wärmend. ROT ist also eine "warme" Farbe, das hängt auch damit zusammen, dass ihre Schwingungsfrequenz sehr langsam ist, denn es gilt, je länger die Wellen einer Farbnuance, desto wärmer empfinden wir sie. Im krassen Gegensatz zu Rottönen stehen in diesem Zusammenhang sämtliche Blautöne, die allesamt sehr kurzwellig sind und damit allgemein als "kühl" empfunden werden. Auf die Farbe Blau werde ich in einem meiner nächsten Artikel näher eingehen.
Doch von "welchem" Rot sprechen wir hier eigentlich? Rosa, dem schwächsten aller Rottöne oder Zinnoberrot, Karminrot, Purpur oder Magenta? Letzteres kennt man u.a. von Druckerpatronen. Es ist das sogenannte "reine" ROT, d.h. es hat weder Gelb- noch Blauanteile. Wie bereits in meinem ersten Artikel zur Farbe ROT "Warum Sie bei kalten Füßen rote Socken tragen sollten" erwähnt, gibt es unzählige Rottöne, die in Teilen sehr unterschiedlich auf uns wirken können!
Rosa hinter Schwedischen Gardinen und es gäbe nur noch sanftmütige und harmoniesüchtige Knastbrüder, die sich an Empathie für andere gegenseitig überträfen! Ein violettfarbener Kühlschrank und Ihnen verginge die Lust am Essen, allerdings auch am Sex. Das hängt ganz sicher damit zusammen, dass der Blauanteil sehr hoch ist und die rote Energie beinahe komplett schluckt! Sie können morgens schwer aufstehen? Nun, ein Blick auf einen roten, respektive scharlachroten oder magentafarbenen Gegenstand genügt und Sie schweben beschwingt und gut gelaunt aus dem Bett. Oder Sie zählen jeden Abend tausende von Schäfchen, werfen sich von einer Seite auf die andere, weil Sie einfach nicht einschlafen können? Hier bewirkt ein Hauch von Purpur wahre Wunder.
Vielleicht möchten Sie auch, dass Ihr neues Date Sie super sexy und unwiderstehlich findet? Ziehen Sie sich ein rotes Kleid an und ER sieht nur noch SIE!
10/2017
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